
Matcha ist in aller Munde
September 22, 2025
Lukas Parobij, Tee-Einkauf und Produktentwicklung
Tea Taster Blog | Teesorten im Fokus matcha, Preise, japan, grüntee
Tea Taster Blog | Teesorten im Fokus matcha, Preise, japan, grüntee
Wenn man durch die Innenstädte Deutschlands flaniert, begegnet man immer häufiger Passanten, die mit einem grünlichen Getränk unterwegs sind. Aber Matcha ist mehr als eine Modeerscheinung. Tief verwurzelt in der japanischen Teekultur, hat Matcha bereits in den 1990er Jahren in Japan einen Trend losgetreten, der sich von den kulturellen Wurzeln löste und als eigenständige Geschmackkategorie zunächst ganz Japan und danach die Nachbarländer euphorisierte. Zwei Jahrzehnte später könnte man meinen, dass die ganze Welt auf Matcha aufmerksam geworden ist. Und wenn man sich den innereuropäischen Markt ansieht, dann scheint es durchaus zu stimmen.
Wie wird so eine enorme Nachfrage bedient?
Japan ist ein sehr gebirgiges Land, das aus vier Hauptinseln besteht. Nur etwa 12 % der Landesfläche können landwirtschaftlich genutzt werden. Die japanischen Teebauern und ihre Familien haben ein stattliches Alter erreicht und es fällt immer schwerer, junge Menschen für eine Arbeit in der Landwirtschaft zu begeistern. Die meisten jungen Menschen zieht es in moderne Ballungsgebiete wie Tokio und Osaka.
Obwohl im Ausland japanischer Tee immer populärer wird, sinkt die Nachfrage nach reinem Blatttee wie Sencha im Inland seit Jahren. Matcha ist hierbei eine Ausnahme. Aufgrund der speziellen Anbau- und Herstellungsweise kann nicht jeder Grünteeproduzent auch Matcha herstellen. In den letzten Jahren hat durch die Förderung des japanischen Landwirtschaftsministeriums (MAFF) die Zahl der Matcha-Produzenten zwar zugenommen, doch die weltweite Nachfrage wuchs im gleichen Zeitraum noch stärker. Bisher hielten sich Angebot und Nachfrage noch die Waage, aber seit diesem Jahr ist das Verhältnis gekippt.
Diverse Medien berichteten bereits, dass die außerordentlich hohe Nachfrage nach Matcha zu teilweise enorm steigenden Rohstoffpreisen geführt hat. Neben der USA und der EU hat auch der Nahe Osten einen immer stärker werdenden Matcha-Durst entwickelt, wodurch sich der Wettbewerb um Rohwaren deutlich verschärft hat.
Wie wird Matcha hergestellt?
Matcha wird aus überschattetem Grüntee gewonnen, der nach dem Pflücken speziell bearbeitet wird, so dass nur noch das reine Blattfleisch übrigbleibt („Tencha“). Der Bedarf an Tencha ist so hoch, dass Teebauern Tencha-ähnliche Produkte herstellen, damit diese zu Matcha für die Lebensmittelindustrie vermahlen werden können. Das geht aber zu Lasten der Verfügbarkeit von Sencha, Kabusecha- und Gyokuro, da nun mehr Grüntee-Rohware zu Tencha verarbeitet wird. Dieser enorme Bedarf hat zu einer Verknappung von Tee insgesamt geführt, die sich jetzt erstmals preislich drastisch niederschlägt.
Noch nie zuvor haben sich japanische Tees so flächendeckend und so stark verteuert, wie in diesem Jahr, daher sind wir mit allen Zulieferern in den letzten Wochen und Monaten immer wieder in Gespräche gegangen, um nach Lösungen zu suchen und für Verständnis für die deutsche Kundschaft zu werben.
Wie gehen wir bei TeeGschwendner mit den gestiegenen Produktionskosten um?
Als Fachhändler mit höchsten Qualitätsansprüchen ist es uns ein Anliegen, weiterhin authentische, nachhaltig produzierte Tees direkt aus Japan anbieten zu können.
Um das langfristig zu gewährleisten und unseren Produzenten faire, der Marktlage angemessene Preise zahlen zu können, ist eine Anpassung unserer Verkaufspreise aber unumgänglich.
Da die Bestände der einzelnen Tees unterschiedlich ausfallen, werden wir die neuen Preise schrittweise und mit dem Einsatz der neuen Ernten im Laufe des Jahres anpassen.