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Tee aus Georgien: Renegade Tea Estate


Ich bin nun in einem Alter angekommen, in dem ich immer öfter arte einschalte. Ja, soweit ist es nun schon mit mir gekommen. Aber in diesem Fall hat es etwas sehr Gutes zur Folge! 

In 2020 habe ich eine Dokumentation über Georgien geschaut, der Heimat des Weins und der schier unerschöpflichen Käsevarietäten. Ehrlicherweise bin ich nur „hängengeblieben“, fand aber sofort Gefallen an der Geschichte. Kurz darauf erkenne ich die typischen, grünen Büsche – das ist doch Tee! Hannes kommt zu Wort, ein ehemaliger Logistikkaufmann aus Estland. Gemeinsam mit einigen Freunden hat er sein bisheriges Leben an den Nagel gehängt und trägt fortan Gummistiefel und Motorsense – er hat beschlossen, Tee anzubauen. In Georgien. Wo man es schon fast vergessen hatte. Ich im Übrigen auch. 

Ich begebe mich auf die Suche nach dieser spannenden Geschichte und treffe auf das Renegade Tea Estate. Die Freunde Hannes, Thomas und Kristiina hatten beschlossen, etwas Neues, Altes, zu tun. Drei verlassene Teegärten haben Sie erworben – ortsfremd und als Ausländer. Um den Tee wieder zu beleben, der hier gut 30 Jahre lang unberührt war. 

Doch erst einmal ein paar Schritte zurück.

Bis zum Fall der Sowjetunion 1995 war Georgien die „Teekammer“ Russlands. Seit fast 170 Jahren wird im Kaukasus Tee angebaut mit allerlei historischen Wurzeln. So wurden Samen aus China, Sri Lanka und Indien importiert und geschaut, was im Westen des Landes wächst. Heutzutage sind die Teegebiete ein wilder Durcheinander und Allerlei verschiedenster Sorten, niemand weiß mehr genau, was wo gepflanzt wurde. 
Nach dem Zusammenbruch der UdSSR dauerte es nur knapp 5 Jahre, bis 95% aller Teeproduzenten den Betrieb eingestellt hatten. Zu stark war die Konkurrenz durch China und Co., die es in der sozialistischen Planwirtschaft nicht gegeben hatte. Und so standen die Fabriken verlassen, die Felder verwilderten und gerieten fast in Vergessenheit. Bis sich die Truppe aus dem Baltikum aufmachte, das zu ändern. 

Von Tee hatten weder Thomas noch Hannes Ahnung. Ja, man gießt heißes Wasser darüber, aber wie man aus den frischen Blättern trockenen Tee herstellt, wusste keiner von beiden. Also hieß es, neben landwirtschaftlichen Grundladen, ebenfalls „try and error“ in der Teeherstellung. Unzählige Muster wurden erstellt, vieles davon „eher untrinkbar“, wie mir Hannes versichert. Hilfe hatten sie dann von Bushan aus Nepal, mit dem auch wir Kontakt in unserem Sunderpani-Projekt hatten (https://www.teegschwendner.de/ueber-uns/Nachhaltigkeit/Projekte/projektseite-nepal). Die Tee-Welt ist dann doch eher ein Dorf. 

Doch zurück zu arte. 

Ich war fasziniert von dem Pioniergeist der Freunde. Also schrieb ich eine eMail an die Renegades, erläuterte, wer wir sind und bat um Muster. Umgehend kam ein Karton mit der Aufschrift „It is not our tea, that we are selling to you. It is your tea, that we are growing for you!“. 

In der Verkostung schauten wir uns alle stillschweigend an, bis einer letztendlich sagte, was alle dachten: „So etwas Leckeres hatten wir schon lange nicht mehr in der Tasse“. Normalerweise gibt es exzellente Tees in jeweils einer Kategorie, also Grüntee, Schwarztee oder Oolong. Dass ein Teeproduzent in ALLEN Kategorien eine gleichbleibend hohe Qualität erzeugt ist sehr, sehr selten. Bislang hatten wir diese Situation nur mit einem anderen Hersteller: Zealong Tea Estate aus Neuseeland. 
Umgehend setzte ich mich an den Computer und schrieb ein Angebot an Kristiina – die es erst einmal ablehnte. Zu wenig Erfahrung hatten sie im Teehandel, der mitunter noch ganz anders funktioniert als andere Handelszweige. Viel geht hier noch per Vertrauen und Handschlag. Das kannten die ehemaligen Logistiker nicht. So dauerte es etwas und viel Austausch wurde gemacht, bis schlussendlich überzeugt waren, dass wir es ernst und ehrlich meinen und der gemeinsame Kooperationsvertrag wurde geschlossen. 

Es folgte erst ein Besuch in Georgien und kurz darauf in Meckenheim. Die anfängliche Anspannung wich schnell der Erleichterung, als alle Partner realisiert hatten, dass der Teehandel einfach anders ist – vom Anbauer, bis zum Verbraucher. Denn das haben alle gemeinsam: die Liebe zum schönsten Getränk der Welt!
Autor: Daniel Mack, Leitung Tee-Einkauf
Seit fast 20 Jahren arbeitet er im deutschen Teehandel und ist bei TeeGschwendner verantwortlich für den Einkauf der Tee-Rohwaren aus aller Welt. Als Tea Taster liegen seine Schwerpunkte im Bereich Südostasien, Indien und den „Exoten“ wie Neuseeland und Georgien.

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